Avant Première 2022 – Interview mit Katharina Jeschke

Die Avant Première Music + Media Market ist die größte internationale Fachmesse für Musik- und Tanzfilme. Der Event zieht jährlich zahlreiche Vertreter*innen aus Fernsehanstalten, Filmproduktions- und Vertriebsfirmen sowie Musiklabels und Streaming Plattformen an, die sich auf dem wichtigsten B2B-Event vernetzen und neue Projekte entwickeln. Kreativschaffende können hier auf Entscheider*innen aus der Industrie treffen und ihre Werke vorstellen, verkaufen oder um Finanzierung dafür werben. Die Fachmesse findet dieses Jahr vom 14. bis 17. Februar erneut ausschließlich online statt. Wir haben uns bei Katharina Jeschke, der Generalsekretärin des organisierenden International Music + Media Centre (IMZ) genauer erkundigt.

Avant Première 2022 – Interview mit Katharina Jeschke

Mit rund 660 Vertreter*innen aus den unterschiedlichen Bereichen der Filmindustrie ist die Avant Première die größte internationale Fachmesse für Musik- und Tanzfilme. Vom 14. bis 17. Februar kommen Fernsehanstalten, Filmproduktions- und Vertriebsfirmen sowie Musiklabels und Streaming-Plattformen aus 30 Ländern zusammen, um sich untereinander, aber auch mit Kreativschaffenden zu vernetzen und auszutauschen. Als Reaktion auf die Pandemie und das aktuelle Infektionsgeschehen findet die Fachmesse wie im letzten Jahr auch 2022 ausschließlich online statt. Das gibt Interessierten noch bis zum 17. Februar die Möglichkeit, sich für die Programmpunkte zu registrieren.

Die Geschichte der Avant Première begann vor 36 Jahren im für die Filmindustrie bedeutsamen Cannes in Frankreich. Damals wurde sie im Rahmen der Musikmesse MIDEM realisiert. 2014 zog die Avant Première dann nach Berlin, um sich verstärkt für den internationalen Filmmarkt zu öffnen und um Synergieeffekte mit der Berlinale und dem European Film Market (EFM) zu ermöglichen. Veranstaltet wird die Avant Première vom IMZ International Music + Media Centre mit Sitz in Wien, wo Katharina Jeschke seit 2017 als Generalsekretärin tätig ist. Zuvor wirkte Katharina als Projektmanagerin des Wiener Mozartjahres 2006 oder als Leiterin für Presse und TV-Kooperationen des Haydn-Jahres 2009. Im Interview haben wir mit Katharina Jeschke über die diesjährige Avant Première gesprochen.

 

Katharina, was genau macht das IMZ und welche Rolle spielt die Avant Première + Media Market?

Katharina Jeschke bei der Avant Première 2021 – © Marko Kovic

„Das IMZ International Music + Media Centre ist eine international tätige, gemeinnützige Organisation, die sich der Weiterentwicklung und Verbreitung von audiovisuellen Medien im Bereich Musik und Tanz widmet. Das IMZ hat weltweit mehr als 150 Mitgliederorganisationen, darunter führende internationale Filmproduzent*innen und -vertriebsfirmen sowie Fernseh- und Rundfunkanstalten, Opernhäuser, Festivals, Kultur- und Bildungsinstitutionen, Musiklabels und VOD-Plattformen. 

Das IMZ versteht sich als Netzwerk und Knotenpunkt, das Teilnehmer*innen der gesamten Branche zusammenbringt und mit Informationen versorgt. Der wichtigste Gedanke dahinter ist die Vernetzung innerhalb der Branche und die Förderung der einzelnen Mitgliederorganisationen. Es bringt Produzent*innen mit Koproduzent*innen, Käufer*innen und Verleiher*innen zusammen, bietet Pitching-Möglichkeiten, fördert junge Talente und gewinnt neues Publikum für die darstellenden Künste. Unsere Aktivitäten basieren auf den vier Säulen Marktzugang + Netzwerk, Professionalisierung, Publikumsentwicklung sowie Innovation + neue Geschäftsmodelle.

Die Avant Première Music + Media Market ist als wichtigste Aktivität der Säule Marktzugang + Netzwerk zu verstehen. Einer der wichtigsten Gedanken hinter der Avant Première ist die Vernetzung. Dementsprechend stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Edition ein umfassendes Screening und Konferenzprogramm, kombiniert mit wertvollen Vernetzungsmöglichkeiten und entscheidenden Einblicken in die Trends der Musik- und Tanzfilmindustrie.“

 

Wer ist die Zielgruppe der Veranstaltung und wie kann diese partizipieren und davon profitieren?

„Der Marktplatz Avant Première ist für die gesamte Filmindustrie geöffnet – jede*r, der*die im Bereich Film, darstellende Künste und Content Creation tätig ist. Das sind insbesondere jene, die Film- und Kunst erschaffen wie Filmproduzent*innen, Tänzer*innen, Musiker*innen, Orchester, aber auch diejenigen, die Film- und Kunst vertreiben, finanzieren und einkaufen: Private + öffentliche Fernsehanstalten, Verleihfirmen sowie Streaming- und VOD-Plattformen.“

 

Wie können sich speziell Newcomer*innen und junge Kreativschaffende einbringen und von der Fachmesse profitieren?

Avant Première 2021 – © Marko Kovic

Avant Première bietet Newcomer*innen und jungen Kreativschaffenden Zugang zu einem riesigen Netzwerk an Personen und Entscheidungsträger*innen aus der kulturellen Film-, TV- und VOD-Industrie: Unter den rund 660 Teilnehmer*innen befinden sich mögliche Kooperationspartner*innen, Geldgeber*innen und Käufer*innen. Der besondere Networking-Fokus von Avant Première bietet die einmalige Gelegenheit, dass Teilnehmer*innen diese im direkten 1:1 Gespräch oder im Zuge spezieller Matchmaking-Formate kennenlernen können.“

„Musik- und Tanzfilme spielen eine sehr große Rolle in der Branche und die Pandemie hat dazu geführt, dass diese Relevanz noch viel größer wurde.“

Hat die Corona-Krise dem Genre deiner Einschätzung nach eine größere Relevanz verliehen oder eher zu Problemen in der Produktion geführt.

„Musik- und Tanzfilme spielen eine sehr große Rolle in der Branche und die Pandemie hat dazu geführt, dass diese Relevanz noch viel größer wurde. Natürlich hat die Pandemie auch dazu geführt, dass sich die Geschäftsaktivitäten fast aller unserer Mitgliederorganisationen veränderten und angepasst werden mussten.

Das hat vor allem Liveperformances und -shows sehr stark betroffen. Menschen konnten nicht mehr hinaus gehen ins Theater, in die Oper, zu Konzerten. Was machte man stattdessen? Wie Vieles verlagerte sich im Kulturbereich alles auf den Bildschirm. Kultureinrichtungen von großen Häusern bis hin zu den kleinsten der Branche passten sich an und verlagerten ihr Angebot ins Internet, stellten Aufnahmen ihrer Performances auf die Website oder entwickelten ganz neue Formate, wie sie dem Publikum Kultur trotz allem nahe bringen und zu ihnen nach Hause liefern konnten. Es wurden Wege gefunden, die Essenz von Live-Performances einzufangen und auf innovative und kreative Weise in audiovisuelle Medien zu verwandeln, dabei das Publikum zu binden oder neues Audience für das jeweilige Kulturprogramm zu gewinnen.

Und die Menschen zuhause konsumierten es gleichermaßen stark. Man hat gemerkt: Die Menschen sehnen sich danach und fragen das auch aktiv nach. Das verstärkt natürlich den Wert von Filmen immens.“

 

Welche Herausforderungen und möglicherweise auch Chancen bringt die Online-Umsetzung der Avant Première?

Hinter den Kulissen der Avant Première 2021 – © Marko Kovic

„Eine der größten Herausforderungen ist natürlich, dass der wesentliche Aspekt des Netzwerkens, nämlich der persönliche Kontakt, wegfällt. Der Handschlag, der normalerweise einen Business-Deal besiegelt oder der Augenkontakt auf der Messe und einfach das generelle Gefühl, einem Menschen zu begegnen und sich zu vernetzen. Diesen persönlichen Kontakt durch technische Hilfsmittel zu ersetzen ist nicht leicht.

Natürlich haben sich gleichzeitig immer mehr Möglichkeiten herausgebildet, auch durch physische Distanz miteinander in Kontakt zu treten und diese Möglichkeiten zu nutzen. Zum einen eröffnet es für viel mehr Personen und Firmen von überall auf der ganzen Welt die Chance, an der Messe teilzunehmen – wir haben dieses Jahr Teilnehmer*innen aus über 30 verschiedenen Ländern aus 6 Kontinenten – von Argentinien über Mexiko, Litauen, Frankreich, Norwegen, Nigeria, USA bis hin zu Neuseeland. Eine höhere Internationalität ist also die positive Folge.

Es fallen darüber hinaus auch sehr viele Barrieren, die eine Teilnahme und ein Netzwerken erschwerten. Ganz wesentlich ist natürlich der Kostenvorteil der Online-Umsetzung – es fallen die kompletten Reise- und Hotelkosten weg. Aber es ist auch insbesondere für junge und unerfahrene Teilnehmer*innen deutlich leichter, mit anderen in virtuell in Kontakt zu treten, als in Person, da dies mit einer höheren Hemmschwelle verbunden ist, wie sich gezeigt hat.“

„Neue Technologien ermöglichen ganz neue, immersivere Wege, wie Musik und Tanz durch Film wahrgenommen werden können.“

Beim Innovation Day geht es speziell um den Einsatz neuer Techniken. Wie werden solche präsentiert und wie verändern diese das Genre des Musik- und Tanzfilms?

„Im Zuge des Innovation Day werden neue Ansätze in der Film- und Medienproduktion präsentiert und neue Wege zu produzieren, zu verbreiten und zu konsumieren stark angetrieben von der Digitalisierung und neuen Technologien. Das reicht von nativen Web-Formaten über neue Narrative, Multi-Plattform Content Projekte bis zu neuen Technologien wie VR, AR, 360°, XR, Binaural Sound oder Big Format (Dome) Filme. Präsentiert werden diese im Rahmen von Panels, Vorträgen oder interaktiven Vorführungen.

Wie schon oben erwähnt und wie es in vielen Bereichen der Fall ist, hat die Pandemie die Digitalisierung einfach noch sehr beschleunigt. Neue Technologien ermöglichen ganz neue, immersivere Wege, wie Musik und Tanz durch Film wahrgenommen werden können. Beispielsweise kann der Einsatz von neuen Technologien dem/der Zuschauer*in das Gefühl geben, die Performance nicht nur auf dem Bildschirm, sondern live zu erleben.

Im Rahmen des Innovation Day können Kreativschaffende sehen, was es Neues in ihren Bereichen gibt, und sie können Einblicke sammeln, wie sich die Branche angetrieben von neuen Technologien und Erfindungen in Zukunft entwickeln wird. Dieses Jahr liegt ein wichtiger Fokus auf der Digitalisierung im Film- und Kultursektor. Vorgestellt werden neue Wege, klassische Musik auf digitalen Plattformen wie TikTok, Snapchat und Co. zu vertreiben, Veränderungen in der Distribution audiovisueller Medien, neue Lösungen für immersive, virtuelle Übertragung von Live-Events und neue Förderprogramme speziell für digitale Projekte.“

Für die Avant Première könnt ihr euch hier noch bis 17. Februar registrieren.


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