Hate Speech: Die Verantwortung der Plattformen

Dieses Jahr wurde mehr als deutlich wie sehr die Medien alle unsere Lebensbereiche durchdringen. Eine komplexe und vielfältige Welt, in der sich auch die klassischen Anbieter aus Print, Radio und TV mit neuen Formaten präsentieren. Intensiv wird die Medienwelt aktiv von Podcastern, Influencern, YouTubern und Bloggern mitgestaltet. Im Umbruch der Medien gewinnt ganz klar Digital. Hier liegt aber auch die Herausforderung zwischen Information und Fake News unterscheiden zu können. Angelika Gifford, Vizepräsidentin von Facebook in Europa sagte kürzlich dazu: „Wir haben 3,1 Milliarden Menschen auf unserer Plattform, und haben eine große Verantwortung, Hassrede als auch Falschmeldungen zu unterbinden. Das ist natürlich ein Marathon, das ist kein Sprint.“

Hate Speech: Die Verantwortung der Plattformen

Plattformen wie Facebook und Twitter stehen in der Kritik nicht genug der Hate Speech unter ihren Usern entgegenzubringen. Die beiden großen Player arbeiten kontinuierlich an ihren Regeln bzw. an der Optimierung der Algorithmen. Bei Facebook kümmern sich 35.000 Menschen um das Thema Hate Speech. „Wir haben den Algorithmus und der Algorithmus wird besser, das kann ich Ihnen zusagen. Aber letztendlich, es ist eine Plattform, die Menschen eine Stimme geben soll, vernetzen soll. Wir sind dort auf einem guten Weg, aber wir werden nie 100 Prozent erreichen.“, sagt Angelika Gifford.

Hassrede, Verschwörungstheorien und Radikalisierung hätten ohne Plattformen wie Facebook, Twitter und Co. nicht die Möglichkeit sich so rasant zu verbreiten und zu bilden, wie sie es tun. Durch Social Media Plattformen können sich Gruppen aus beispielsweise rechtsextremen Ecken leichter Zusammenfinden und sich austauschen. Meistens, ohne von der jeweiligen Plattform erfolgreich kontrolliert zu werden, obwohl diese anscheinend aktiv dagegen vorgehen.

Jeder zwölfte von Hassrede betroffen

Bei der jährlichen Umfrage der Landesanstalt für Medien NRW wurden 14 bis 24 Jahre alte Personen zur Wahrnehmung von Hate Speech im Netz befragt. 94 Prozent gaben an, Hassrede im Internet wahrgenommen zu haben. Eine Befragung zu Hassrede des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena (IDZ) kam zu dem Ergebnis, dass acht Prozent der Befragten persönlich von Hate Speech betroffen sind. Das heißt, jeder zwölfte. Negative Auswirkungen dieser Erfahrungen, darunter Angst, Depressionen, emotionaler Stress, sowie Probleme mit dem Selbstbild bestätigte die Mehrheit der Betroffenen.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der von Hate Speech Betroffenen gestiegen. Dem gegenüber steht die ansteigende Kurve der gemeldeten Hasskommentare. Vor allem jüngere User gehen viel öfter in die Offensive. So zeigen, laut der NRW-Studie, doppelt so viele 14-24 jährige als noch vor fünf Jahren, Hate Speech an. Die Sensibilität in den Medien für das Thema ist mittlerweile größer und es gibt wirkungsvolle Initiativen. Fortbildungen, Seminare und Workshops zeigen unter anderem Betreuern von Social-Media-Accounts und auch Journalisten den Umgang mit Hate Speech.

Twitter – der Prozess Hin zuR Erfolgreichen kontrolle

Seit 2019 habe Twitter dem Feedback der Öffentlichkeit, externer Experten und eigenen Teams Priorität eingeräumt, um die weitere Entwicklung der hasserfüllten Verhaltensregeln zu unterstützen. Die Beratungsgruppen, welche in Themengebiete, wie Online Sicherheit und Belästigung, Menschen- und Digitalrechte, Sexuelle Ausbeutung von Kindern, Suizidprävention und Psyche, unterteilt sind,  werden ergänzt mit der Dehumanisierung.

Am 2. Dezember 2020 erweiterte Twitter seine Richtlinien im Bezug auf hasserfüllte Inhalte. Die Plattformbetreiber äußerten sich dazu:  „Wir werden auch weiterhin potenziell gewalttätige Inhalte durch proaktive Erkennung und Automatisierung an die Oberfläche bringen. Wenn ein Konto wiederholt gegen die Twitter-Regeln verstößt, können wir das Konto vorübergehend sperren oder suspendieren.” äußert sich Twitter auf seiner Website. Zu der bestehenden Kritik äußerte sich Twitter wie folgt: “Viele Menschen äußerten Bedenken hinsichtlich unserer Fähigkeit, unsere Regeln fair und konsequent durchzusetzen. Deshalb entwickelten wir mit unseren Teams einen längeren, gründlicheren Schulungsprozess, um sicherzustellen, dass sie bei der Durchsicht des Berichts besser vorbereitet waren. Doch selbst mit diesen Verbesserungen sind wir uns bewusst, dass wir immer noch Fehler machen werden. Wir sind entschlossen, weiter daran zu arbeiten, sowohl unseren Durchsetzungsprozess als auch unseren Berufungsprozess zu stärken, um unsere Fehler zu korrigieren und ähnliche Fehler zu verhindern.”

Hass entsteht in der Gesellschaft

Der Kampf gegen Hate Speech kann nicht gewonnen werden, muss aber geführt werden. Das Problem ist hierbei nicht in den sozialen Plattformen und sozialen Netzwerken zu suchen. Vielmehr ist der Hass an sich in unserer Gesellschaft verankert. Plattformen wie Twitter und Facebook liefern einen bequemen Weg für Menschen, anderen Menschen zu begegnen, denen sie in der Realität sonst nie begegnen würden. Die Begeisterung für das Potenzial, was diese Begegnungen digital im eigentlichen Sinne bürgen, werden wir als Gesellschaft noch nicht gerecht. Klare Richtlinien und „Zensierung“ helfen dabei eine öffentliche Sichtbarkeit im Netz von Hate Speech einzudämmen. Letztendlich werden wir das Netz aber nie komplett von Hate Speech befreien können.

 


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