Während der Corona-Pandemie hatte besonders die Kreativbranche mit den Auswirkungen zu kämpfen. Kinos waren geschlossen, Filmdrehs konnten nicht stattfinden, die Musikbranche litt unter dem Verbot von Live-Auftritten und mit geschlossenen Ateliers und Ausstellungshäuser hatte die Kunstbranche zu kämpfen. Auch die Buchbranche unterlag den Veränderungen und Hindernissen der Pandemie.
Überraschenderweise wurde jedoch laut Börsenverein festgestellt, dass der Gesamtumsatz in der Buchbranche während des Jahres 2020 stabil blieb und mit +0,1% sogar ein minimales Plus verzeichnete. Dabei stieg zwar der Wert des Online-Handels, jedoch blieb das Geschäft vor Ort stärkster Absatzweg. Überraschend ist dies, da das Jahr 2020 bis zu zwei Lockdowns vorzuweisen hatte, in denen stationäre Buchhandlungen teilweise obligatorisch geschlossen blieben und so keine Laufkundschaft bedient werden konnte. In Bundesländern wie Berlin waren Buchläden von der Schließung verschont geblieben, waren jedoch trotzdem mit leeren Fußgängerzonen und ausgestorbenen Innenstätten konfrontiert.
Kreativität ist die lösung
Um dem Umsatzverlust entgegenzuwirken, mussten die Buchhandlungen kreativ werden und ihre Kund*innen mit neuen Ideen begeistern. Dabei wurde deutlich, dass kleine Geschäfte erfolgreicher darin waren, ihren Umsatz stabil zu halten, ganz nach dem Motto: kleinere Boote sind flexibler als schwere Tanker. Ludwig Lohmann von der Buchhandlung Ocelot in Berlin-Mitte betonte in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau: „Im Gegensatz zu den großen Filialisten punkten die kleinen und inhabergeführten Buchhandlungen durch mehr Kreativität im Umgang mit den neuen Regeln. Von Fahrradkurieren über Abholstationen bis zur individuellen telefonischen Beratung“.
„[W]as wir auch vorher schon besser konnten als Amazon: individuelle Beratung statt Algorithmus, Persönlichkeit, eine angenehme Atmosphäre im Laden, eine gute Buchauswahl“.
Was sich als als besonders wichtig herausstellte, war die Kund*innenbindung und der Charakter der Buchhandlung. Sichtbar zahlten sich die jahrelangen Investitionen in die Beziehung zu Einkaufenden aus und führte dazu, dass diese nicht zu Liefer-Riesen wie Amazon wechselten, sondern stattdessen bei ihrer Buchhandlung des Vertrauens bestellten. Ludwig Lohmann sagte in diesem Zusammenhang: „[W]as wir auch vorher schon besser konnten als Amazon: individuelle Beratung statt Algorithmus, Persönlichkeit, eine angenehme Atmosphäre im Laden, eine gute Buchauswahl“.
Neue Ideen mussten her, um die Kund*innen am Ball zu halten. Die Buchhandlung Ocelot in Berlin Mitte nutzte ihren Laden beispielsweise für Ausstellungen, um trotz der Schließung des Buchhandels nicht zu verzweifeln und alle Chancen zu nutzen, sich über Wasser zu halten. Rasmus Schöll, Inhaber der Buchhandlung Aegis in Ulm, funktionierte einen alten Bus in einen mobilen Bücherkiosk um und stellte ihn in die Fußgängerzone. Kund*innen konnten online Bücher bestellen, die sie dann bei der Buchhandlung mit Rollen über die Seitenfenster abholen konnten. Die Kund*innen mussten so keinen Laden betreten und empfingen ihre Lieblingswerke unter freiem Himmel. Kreativ und sympathisch sind diese Ideen allemal, führten jedoch auch zu deutlich gesteigerten Prozesskosten, da der Aufwand für jeden Kunden einzeln stieg.
Wie es um E-books steht
Eine Studie von Simon Kuchner & Partners vom Oktober 2020 zeigt, dass das digitale Lesen auf dem Vormarsch ist. Laut der Ergebnisse lesen nur noch ein drittel der Konsument*innen ausschließlich gedruckte Literatur und ganze 40% wechseln zwischen digital und gedruckt. Warum viele Menschen heutzutage das digitale Medium präferieren, liegt an der besonders großen Auswahl digitaler Medien sowie der Einfachheit und dem Komfort beim Kauf und bei der Nutzung. Diese Punkte scheinen vor allem während der Pandemie immer wichtiger geworden zu sein und helfen bei der flächendeckenderen Implementierung der E-Books. Im Gegensatz zum Vorjahr stieg der Umsatz von eBooks am Publikumsbuchmarkt 2020 um 16,2 Prozent und der Absatz erhöhte sich um 10,8 Prozent.
Die Zeiten werden schwerer
Nach den überraschend positiven Ergebnissen aus dem vergangenen Jahr, besagt das erste Halbjahr 2021 laut Börsenverein leider nichts Gutes. Der Umsatz der stationären Buchhandlungen stellt sich als 22,9 % geringer als der Umsatz der ersten sechs Monate des Vor-Corona-Jahres 2019 dar. Dies kann jedoch von den Absätzen des Online-Handels ausgeglichen werden, wodurch die Buchbranche nur noch 3,7 Prozent im Rückstand ist. Die Hälfte dieser Umsätze des Internet-Buchhandels sind den stationären Buchhandlungen zu verdanken, die im Laufe des Jahres nach und nach ihre eigenen Online-Shops eröffneten.
Die Hoffnungen für das kommende Jahr sind ein stetig geöffneter Einzelhandel sowie dass der Umsatzverlust von den individuellen Online-Plattformen ausgeglichen werden kann. Möglich ist auch ein vermehrter Umstieg der Leser*innen auf digitale Formate. Wie nun klar geworden ist, haben die Buchhändler*innen jedoch die Möglichkeit, mit Ideen und Kreativität gegen den digitalen Trend zu steuern.
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