Maria, schön, dass du dir die Zeit für uns nimmst. Du bist als Schauspielerin auf der Theaterbühne zu Hause, machst aber nebenbei auch andere, eigene Projekte.
Comacon: 2019 kam deine erste Web-Serie raus. Wie kam es dazu?
Maria: Joachim Weiler und ich kennen uns schon sehr sehr lange. Bei einem Frühstück haben wir überlegt, dass es schön wäre, mal wieder ein Projekt gemeinsam zu machen. Dass das am Ende so groß wird, hätte ich am Anfang nicht gedacht. Joachim und ich hatten erstmal die Idee von einem YouTube Format. Wir hatten so ein paar Beispielserien vor Augen zur Orientierung. Tatsächlich was es das Typische >lass uns mal wieder was zusammen machen<, was uns letztendlich an einem Wochenende kreativ rumspinnen ließ und der Plott der Serie innerhalb von fast 3 Tagen zu Papier gebracht war. Ich bin keine erfahrene Drehbuchautorin, deshalb holte ich mir Hilfe von Micha A. Tomis, einem befreundeten Comedien . Was in den einzelnen Folgen passiert, war zu dem Zeitpunkt mit Joachim schon durchgeplant. Als wir mit „einfach Maria“ anfingen, gab es noch nicht sehr viele Web-Serien am Markt. Die Sender, die wir anfragten, um „einfach Maria“ zu vermarkten, konnten damals (2017/2018) noch nichts damit anfangen. Heute ist der Web-Serien-Kosmos um einiges größer und es gibt Unmengen an Web-Serien.
Comacon: Wusstest du sofort an wen du dich wenden kannst und wie sich die Web-Serie finanziert?
Maria: Wenn ich von einer Idee überzeugt bin, darf es auch gehört werden. Es gab viele schlaflose Nächte. Traurig aber war: es ist Low-Budget produziert. Ich weiß, dass man das nicht machen sollte. Aber wir haben unser privates Geld in die Web-Serie gesteckt, um die Kosten zu decken. Wir konnten jedoch die Filmakademie Baden-Württemberg GmbH davon überzeugen, uns bei der Produktion zu unterstützen. Letztendlich waren an der Produktion und der Vermarktung 120 Menschen beteiligt.
Comacon: Die Web-Serie heißt „einfach Maria“. Wird tatsächlich einfach Maria gezeigt bzw. wieviel von Maria steckt in der Serie?
Maria: Es steckt ganz viel Maria in der Serie. Viele Dialoge, die wir im Drehbuch verwendet haben, habe ich tatsächlich in der Form schon mal gehört oder auch selbst gesagt. Die Themen, die mich bewegen sind Männer, Familie, Beziehungen und Liebe und darüber wollte ich in der Serie erzählen, aber immer mit einem Augenzwinkern und auf humorvolle Art.
Comacon: Deine Inspiration für das Drehbuch kommt demnach überwiegend aus deinem realen Leben?
Maria: Ja, der Plott spielt bewusst damit, was real ist was fiktiv ist. Schauspieler zu sein bedeutet beobachten und sich in andere Charaktere hinein zu versetzen. Das ist für mich immer wieder ein spannender Prozess. Die einzelnen Figuren für „einfach Maria“ zu erschaffen war dann nochmal eine ganz andere Herausforderung für mich. Jeder der Charaktere ist bewusst entstanden, da bin ich sehr stolz drauf. Wir haben insgesmat 36 Rollen besetzt und haben, wie ich finde, einen ganz tollen Cast gewinnen können.
Comacon: Wie war es für dich die Aufgaben Idee, Produktion, Drehbuch schreiben, Casting zu übernehmen?
Maria: Also tatsächlich hat sich das so entwickelt, anfangs wußte ich nicht mal ansatzweise, was da auf mich zukommen wird. Das Ganze fing klein an und es gab eben auch noch nicht sehr viele Web-Serien auf dem Markt, an denen wir uns hätten orientieren können. Nach einiger Zeit war es dann so ein Selbstläufer und wurde immer größer. Im Vorfeld, als wir die Idee entwickelten, hätte ich niemals gedacht, wieviel ich in diesem Produktionsprozess lernen werde, von der ersten Idee bis zur Fertigstellung waren es knapp 2 Jahre, und wir sind immer noch mit der Auswertung beschäftigt. Bei all den Aufgaben war ich zum Glück nicht alleine, sondern bekam sehr viel Unterstützung von meinen Produzentenpartnern und dem gesamten „einfach Maria“ Team, das Joachim und ich aufgebaut haben. Ohne all diesen Helfern wäre die Serie mit Sicherheit nicht so geworden, wie sie heute ist.
Comacon: Es geht um das Thema Liebe. Wurde es deshalb am Valentinstag veröffentlicht?
Maria: Absolut. Der 14.02.2019 war ganz klar unser Ausstrahlungssendetermin. In der Postproduktion hatten wir zwar kurz Panik, dass wir den Termin nicht halten können. Aber ich bin Optimistin und das Team hat gute Arbeit geleistet. Von Anfang an war Joachim und mir klar, dass wir nicht nur einfach eine Web-Serie produzieren wollen. Deshalb steckte seit Beginn auch ein Marketingkonzept hinter „einfach Maria“, und eine Kampagne, die am 01.01.2019 startete. Diese war auf Valentinstag aufgebaut. Für Joachim war es, als erfahrener Produzent, ganz wichtig, dass wir mit unserer Strategie möglichst viele Zuschauerzahlen erreichen. Zum Drehstart im Oktober 2018 ging die Facebookseite bereits online und die Kampagne lief dann vom 01.01.2019 bis zum Ausstrahlungsende am 01.05.2019. Terminlicher Zeitdruck war da. Aber es hat alles geklappt. Insgesamt haben wir über 270.000 Klickzahlen auf unseren 12 Folgen, das ist für uns ein kleiner Erfolg.
Comacon: Deine eigene Sexualität rückt in den Vordergrund. Wie sah es mit dem Feedback aus? Gab es Kritik?
Maria: Eine sehr interessante Frage. Tatsächlich gab es relativ wenig Feedback. Was aber passiert ist mit der Folge, in der das Thema Sexualität sehr präsent war (Folge 9 „Sex“), ist ein Trauerspiel. Facebook hatte diese Folge gesperrt und das zeichnete sich deutlich in der Reichweite ab. Sie ging zurück. Wir gingen mit Facebook ins Gespräch und ich habe sogar mit einem Mitarbeiter telefoniert. Der Grund für die Sperrung war zu viel Nacktheit. Facebook fand diese Folge wohl nicht so cool. Das gleiche Problem hatten wir dann auch bei der letzten Folge.
Comacon: Du selbst bist auch privat sehr aktiv auf den Social Media Kanälen unterwegs. Wie viel Zeit pro Woche bringst du dafür auf?
Maria: Ich muss ehrlich sagen, das ist eher spontan. Ich denke manchmal ich mache viel zu wenig Social Media im Vergleich zu anderen. Es zieht mich tatsächlich mehr und mehr zu Instagram. Meine postings mache ich sehr bewusst, aber ohne Strategie dahinter. Ich habe meine offiziellen Seiten und da habe ich als Schauspielerin das Gefühl, dass ich eine Art Vorbildfunktion habe. Ich finde es wichtig, dass Leute die mich nicht kennen, nicht zu viel privates von mir erfahren. Das poste ich dann eher auf meinen privaten Accounts. Ich finde jeder muss für sich entscheiden, wie er mit Social Media umgeht. Als Möglichkeit der eigenen Präsenz, ist Social Media nicht nur privat, sondern auch für Unternehmen sehr wichtig, finde ich.
Comacon: Wie wichtig ist der Austausch im Social Media für dich und deinen Beruf?
Maria: Tatsächlich gehe ich schon viel in den Austausch, weil ich glaube, dass sich viele Leute darüber freuen. Wenn man jemanden damit ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, finde ich das sehr schön. Ich finde meinen Beruf toll und alles was ich mache, mache ich aus einer Überzeugung heraus. Wenn sich dafür jemand interessiert freue ich mich.
Comacon: Kannst du uns einen kleinen Ausblick auf dein 2021 geben?
Maria: Ich erlebe gerade eine sehr positive Phase, auch wenn das letzte Jahr coronabedingt sehr hart war. Konkret für 2021 sind meine Theaterrollen, die dieses Jahr abgesagt werden mussten. Bei mir passiert derzeit aber auch ein Umschwung, was vor allem durch „einfach Maria“ ausgelöst wurde. Ich habe gemerkt, dass ich auf die andere Seite der Kamera wechseln möchte und mich für ein achtmonatiges Förderprogramm beworben, das vom MDM (Filmförderung Mitteldeutschland) finanziert wird. TP2 Talentpool ist für Filmemacher aus Mitteldeutschland. Im Rahmen dieses Programms entwickele ich gerade eine Lang-Serie, die ich im Januar vor Sendern und Produzenten erstmals öffentlich pitchen werde. Parallel öffnen sich da gerade ganz viele Türen für mich. Zum Beispiel im kreativen Autoren- und Produzenten- Bereich. Das Exposé für die zweite Staffel von „einfach Maria“ existiert und liegt bereits zwei Sendern vor. Ob es eine zweite Staffel in 2021 geben wird steht aber noch nicht final fest. Zeitmanagement ist bei mir immer ein großes Thema. Für mich ist es wichtig, Dinge zu trennen und mir gewisse Zeiträume einzuteilen. Mein Kopf rattert unentwegt. Ich habe gemerkt, dass ich an meine Grenzen komme. Dann hilft mir Meditation oder auch eine Stunde am Tag raus gehen. Das ist so simpel, aber es hilft. Ruhephasen einlegen und immer wieder auf den Bauch hören tun mir ebenfalls gut.
Vielen Dank für das Interview, Maria Kempken.
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