Tom wurde 1985 in Wiesbaden geboren und hatte da bereits neun Geschwister. Zwei weitere sollten ihm noch folgen. Doch was sich viele als chaotisch und anstrengend vorstellen, war für den heute 36 Jährigen das Schönste auf der Welt. Druck gab es eigentlich nur am Essenstisch, wenn er bei all der knurrenden Mägen um seinen Nachschlag bangen und dementsprechend schnell essen musste. Sonst war den Eltern immer nur wichtig, dass die Kinder ihren Leidenschaften folgten und unterstützten sie dabei.
Nachdem sich Tom aufgrund einer Pferdehaarallergie schon früh von seinem Traum verabschieden musste, Cowboy zu werden, führte ihn seine zweite Leidenschaft zur Bewerbung an den staatlichen Schauspielschulen. Die Konkurrenz an diesen Schulen ist hoch und wer es versuchen will, muss sich regelrecht einem Bewerbungsmarathon hingeben.
Für Tom lief dieser noch richtig gut und schon das fünfte Vorsprechen führte zum Erfolg und die Mendelssohn-Bartholdy-Schule in Leipzig nahm ihn auf. Bei den Prüfungen lief es dann jedoch weniger gut und schon nach dem zweiten Fehlversuch wurde Tom unwiderruflich exmatrikuliert. “Staatliche Schauspielschulen sind in einer super krassen Hierarchie aufgebaut”, erzählt Tom im Podcast. “Du widersprichst deinem Dozenten nicht. Alles, was er dir sagt, und sei es, du bist hier raus, schluckst du halt.”
Ein Drehbuch für die Kumpels
Durch die Exmatrikulation verlor Leipzig seinen Charme und Tom zog nach Berlin. Doch die Worte seines Dozenten fielen glücklicherweise nicht auf besonders fruchtbaren Boden. Denn in Berlin wurde Tom genau das, was er laut seinem Dozenten gar nicht gut genug konnte: Schauspieler. Mit ein bisschen Kellnern und einer Agentur kam Tom als solcher in Berlin über die Runden.
Tom liebt es, als Schauspieler vor der Kamera zu stehen und in verschiedene Kostüme und Rollen zu schlüpfen. Doch da es ihm damals an interessanten Rollen für ihn mangelte, begann er einfach selbst ein Drehbuch zu schreiben. Dieses war mehr als ein Projekt unter Kumpels gedacht und dementsprechend einfach hinsichtlich der Kosten gehalten. Aber wie es der Zufall so wollte, war Toms Schwester Iris bereits als Produzentin bekannt und begeistert von dem Drehbuch zu “Im Sommer wohnt er unten”.
Gemeinsam produzierten sie den Film und von Beginn an war klar, dass sie ihn bei der Berlinale einreichen würden. Mit Erfolg: der Film lief 2015 als Eröffnungsfilm “Perspektive Deutsches Kino” und wurde daraufhin mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Die französische Erzählweise des Films, die großen Anteil am Erfolg des Film hat, kam für Tom ganz natürlich, da er zur Hälfte französische Wurzeln hat und schon als Jugendlicher eine Leidenschaft für das französische Kino entwickelte.
Die Qual der Wahl
2018 kam dann Toms zweiter Film in die Kinos: “Bruder Schwester Herz”. Und hier hat sich Tom dann auch seinen Cowboy-Traum erfüllt. Zumindest indirekt in der Inszenierung der männlichen Hauptrolle, die in dem Film die Rinderzucht ihres Vaters übernimmt. Wie schon beim ersten Film übernimmt auch hier Sebastian Fräsdorf die männliche Hauptrolle, da die beiden sich gut verstünden und einfach sehr gut zusammenarbeiten könnten.
Das war für Tom im Falle dieser Rollen besonders wichtig, da er sie gewissermaßen für sich selbst geschrieben hatte und dementsprechend auch gerne übernommen hätte. Doch Regie und Hauptrolle zu übernehmen, bedeutet immer auch Abstriche zu machen, was für Tom nicht infrage kommt: “Wenn du dir deine eigene Hauptrolle schreibst, dann musst du jemanden finden, der dich inszeniert. Du musst eine Entscheidung treffen, damit du 100% geben kannst.”
Im Podcast spricht Timm mit Tom über die Hierarchie-Probleme an staatlichen Schauspielschulen, über regionale Filmförderungen und über Toms Bootcamp-Erfahrung für den Film “Buffalo-Soldier ‘44”.
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