Kulturschock europaweit – 200 Milliarden Euro Einnahmen fehlen

Die Event- und Kulturbranche leidet am schwersten unter der Pandemie. Der Umsatz brach 2020 um insgesamt 31 Prozent ein und die Folgen werden spatenübergreifend mindestens bis 2025 spürbar sein, laut aktuellen Studien. Alarmierend ist das bereits begonnene Abwandern aus den einzelnen Teilbereichen. Jeder dritte Musiker schlägt beruflich neue Wege ein.

Kulturschock europaweit – 200 Milliarden Euro Einnahmen fehlen

Livekultur wird ausradiert

Im Vergleich mit der Automobilindustrie, deren Umsatz um 25 Prozent zurückging, muss die Veranstaltungsbranche europaweit auf insgesamt fast 200 Milliarden Euro Einnahmen verzichten. Machten die Veranstalter 2019 noch einen Umsatz von 643 Milliarden Euro, so verzeichneten sie 2020 insgesamt nur noch 444 Milliarden Umsatz.

Das ist höchst alarmierend für die Event- und Kulturbranche. Unsere Livekultur wird praktisch ausradiert. In Berlin geht bereits jeder dritte Musiker beruflich neue Wege. Beim Buchverkauf wurde europaweit ein Umsatzrückgang von 25 Prozent gemessen. Dem gegenüber stehen die Ausstellungen und Bildende Künste, die insgesamt ein Minus von 38 Prozent zu verzeichnen haben. Doch nicht nur in Deutschland (Einbrüche zwischen 27 und 32 Prozent) ist mit einer starken Schrumpfung der Event- und Kulturbranche aufgrund der andauernden Pandemie und den damit verbundenen Schließungen der Einrichtungen und des brachliegenden Kulturangebotes zu rechnen. Im europäischen Vergleich hat es Bulgarien und Estland mit am härtesten getroffen, die jeweils über vierzig Prozent Umsatzeinbußen verzeichneten. Und auch in anderen Ländern wie Polen, Rumänien und Ungarn sieht es deutlich schlechter aus als in Deutschland. Schätzungen nach zu urteilen wird jedes achte Museum weltweit nach der Pandemie nicht wieder öffnen.

Projekte sind zeitbegrenzt

Die Zerbrechlichkeit unseres Kulturlebens wird durch die herrschende Krise nur verdeutlicht. Da gewesen ist sie schon immer. Viele Kulturschaffenden, die nicht für Institutionen, wie beispielsweise Unis, arbeiten, leben in ständig wechselnden Beschäftigungsformen. Es ist schwierig ihre Lebenssituation bei paralleler Arbeit in verschiedenen Sektoren mit unterschiedlichen Funktionsbezeichnungen zu erfassen und abzubilden. Geprägt sind die so genannten Mischformen in der Regel von mehreren gering vergüteten Festeinkommen, Nebenjobs, vorübergehenden Jobs und Honoraren. Dadurch fallen viele, die in der Event- und Kulturbranche tätigen durch die finanziellen Hilfsnetze. Es gibt keine adäquate Interessenvertretung und so auch keine ausreichende Repräsentanz, die die Kulturschaffenden ausreichend unterstützen können.

Finanzielle Hilfen allein reichen nicht aus

„Es darf nicht sein, dass wir uns als Gesellschaft, wenn es uns gut geht, an der Kunst erfreuen und sobald es knapp wird sagen, Pech gehabt“, sagte Hella Dunger-Löper, Präsidentin des Landesmusikrates Berlin. Die Kulturschaffenden müssen in der Gesellschaft verankert werden, denn „Wir brauchen die Kultur, das steht außer Frage, als eine Form der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge.“, so Dunger-Löper. Auch der GESAC Verband, der 1,1 Millionen Autoren und Komponisten in Europa vertritt, beteiligt sich aktiv an den Lösungsfindungen. Der Verband fordert in erster Linie mehr finanzielle Unterstützung für die europäische Kulturbranche allgemein. Eine finanzielle Unterstützung allein wird aber nicht ausreichen, um unsere Event- und Kulturbranche zu erhalten und für die Folgen der Pandemie in den kommenden Jahren nachhaltig zu stärken. Vor allem die rechtlichen Rahmenbedingen müssen optimiert werden, damit private Investoren mehr Geld in die Kultur fließen lassen, fordern Autoren und Komponisten. Bessere Ausbildungen, die Verpflichtung internationaler Netzwerke europäische Standards einzuhalten und die Aushöhlung des Urheberrechts verhindern sind ebenfalls wichtige Punkte, die sich der GESAC Verband auf die Agenda geschrieben hat.


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